Wie Übergewicht und Diabetes Medikamente Milliarden mit Wachstum umsetzen: Eine Einführung in die Eli Lilly Aktie (LLY) und den GLP-1 Markt

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Mitrade Team
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Quelle: DepositPhotos

Eli Lilly and Company ist ein amerikanisches Pharmaunternehmen mit Hauptsitz in Indianapolis, Indiana, und Niederlassungen in 18 Ländern. Seine Produkte werden in rund 125 Ländern verkauft. Das Unternehmen wurde 1876 von Eli Lilly gegründet, einem pharmazeutischen Chemiker.


Im Jahr 2024 steht das Unternehmen mit einem Umsatz von 34,12 Milliarden US-Dollar auf Platz 127 der Fortune 500. Auf der Forbes Global 2000-Liste der weltweit größten börsennotierten Unternehmen belegt das Unternehmen den 221 Platz.


Lilly ist bekannt für ihre klinischen Depressionsmedikamente Prozac (Fluoxetin) (1986), Cymbalta (Duloxetin) (2004) und ihr Antipsychotikum Zyprexa (Olanzapin) (1996). Die Hauptumsatzträger des Unternehmens waren die Diabetesmedikamente Humalog (Insulin lispro) (1996) und „GLP-1“ Trulicity (Dulaglutid) (2014). 


Die gegenwärtigen Wachstumsträger von LLY sind die Diabetes und übergewichtsreduzierenden Medikamente „Mounjaro“ und „Zepbound“, welche im direkten Konkurrenzkampf mit Novo Nordisks “Ozempic“ und „Wegovy“ stehen.   Diese Patentgeschützten Medikamente basieren auf dem „GLP-1“ und „GIP“ Agonisten Konzept und sind in erster Linie für LLYs und Novo Nordisks stark steigenden Aktienkurse verantwortlich, denn sie reduzieren Übergewicht und behandeln Diabetes. Hohes Übergewicht führt zu signifikant erhöhtem Folgeerkrankungsrisiken von Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Fettleber, verschiedener Krebsformen und Schlafapnoe.


Der primäre Grund für LLYs stark steigenden Aktienkurs liegt in den optimistischen Prognosen von ihren GLP-1 Medikamenten Mounjaro und Zepbound. Für LLYs GLP-1 Konkurrenten Novo Nordisk trifft dies auch zu:


LLYs Aktienkurs über fünf Jahre:


LLYs Aktienkurs über fünf Jahre

Quelle:TradingView


Novo Nordisks Aktienkurs über fünf Jahre: 


Novo Nordisks Aktienkurs über fünf Jahre

Quelle:TradingView

Übergewichtigkeit – Eine wesentliche, wachsende Problematik dieses Jahrhunderts:

Die Internationale Vereinigung zur Erforschung von Adipositas (Übergewicht) publiziert jährlich den World Obesity (engl. Übergewicht) Atlas


Dieser Bericht liefert Erkenntnisse über weltweite Entwicklungen in der Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas. Die im Atlas präsentierten Bewertungen stützen sich auf Informationen der NCD Risk Collaboration, einem globalen Verbund von Gesundheitsforschern. Die zugrunde liegenden Daten umfassen den Zeitraum von 1975 bis 2016 und dienen als Basis für die Prognosen bis zum Jahr 2035.


Zur Klassifizierung von Übergewicht und Adipositas verwendet die WHO standardmäßig den Body-Mass-Index (BMI). Dieser wird berechnet, indem man das Körpergewicht einer Person in Kilogramm durch das Quadrat ihrer Körpergröße in Metern teilt.


Die WHO-Einteilung der Adipositas umfasst drei Schweregrade sowie eine Vorstufe, basierend auf dem BMI-Wert:


  • Präadipositas (Vorstufe): BMI 25 - 29,9

  • Adipositas Grad 1: BMI 30 - 34,9

  • Adipositas Grad 2: BMI 35 - 39,9

  • Adipositas Grad 3 (auch Adipositas permagna): BMI ab 40


Laut der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) besteht bei Grad 3 ein "sehr hohes" Risiko für Begleiterkrankungen. Dabei ist im Kontext dieses Artikels Diabetes hervorzuheben, welches, genau wie Fettleibigkeit mit GLP-1 und GIP Agonisten behandelt wird. 


In der Ernährungswissenschaft wird Übergewicht auf ein simples Ungleichgewicht zurückgeführt: Die Kalorienzufuhr übersteigt den Kalorienverbrauch. Die WHO betont, dass dieser Trend durch den weltweit steigenden Verzehr kalorienreicher, fett- und zuckerhaltiger Nahrungsmittel bei gleichzeitig abnehmender körperlicher Aktivität verstärkt wird.


Laut WHO-Bericht von 2022 sind in Europa fast 60 Prozent der Erwachsenen und etwa jedes dritte Kind im Grundschulalter übergewichtig oder adipös. Frauen (24 Prozent) sind häufiger von starkem Übergewicht betroffen als Männer (22 Prozent). Übergewicht und Adipositas stellen den vierthäufigsten Risikofaktor für vorzeitige Todesfälle in Europa dar, nach Bluthochdruck, Ernährungsrisiken und Tabakkonsum. Der World Obesity Atlas sagt voraus, dass bis 2035 der Anteil adipöser Männer in Europa auf 39 Prozent und der adipöser Frauen auf 35 Prozent steigen wird. Für Kinder werden noch stärkere Zunahmen erwartet.


Für Deutschland prognostiziert der World Obesity Atlas 2023, dass bis 2035 36 Prozent der erwachsenen Bevölkerung an Adipositas leiden könnte - ein Wert, der dem Median aller EU-Mitgliedsländer entspricht. Die RKI-Studie "Gesundheit in Deutschland aktuell" (GEDA) von 2021 zeigt, dass zwischen 2019 und 2020 etwa 24 Millionen Menschen (34,5 Prozent) übergewichtig und fast 13 Millionen (19 Prozent) adipös waren.


World Obesity Atlas 2023

Was ist GLP-1 beziehungsweise GIP?

Zur Gruppe der Antidiabetika gehören die Inkretinmimetika, auch bekannt als GLP-1 und GIP Rezeptoragonisten. Diese Medikamente wurden ursprünglich zur Therapie des Typ-2-Diabetes konzipiert. Sie imitieren die Effekte der körpereigenen Hormone GLP-1 (Glucagon-like Peptide 1) und GIP (glukoseabhängiges insulinotropes Peptid). Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ist die Ausschüttung dieser Hormone reduziert, was zu einer Abschwächung des Inkretin-Effekts und somit zu einer verminderten Blutzuckersenkung führt. In der Regel werden Inkretinmimetika, die aus Peptiden oder Peptidkonjugaten bestehen, subkutan injiziert.


Die Gliptine stellen eine weitere Wirkstoffklasse dar, die ebenfalls den Inkretin-Effekt nutzt. Sie hemmen das Enzym Dipeptidylpeptidase 4 (DPP-4) und verhindern dadurch den Abbau von GLP-1 und GIP.


Enzym Dipeptidylpeptidase 4 (DPP-4)

Quelle: Wiki


Abbau von GLP-1 und GIP

Quelle: Novo Nordisk Investor Presentation 2022


Übersetzung des Grafiktextes:


a) Reduziert die Glukagon Ausschüttung der Leber (Glukagon ist der Insulin Gegenspieler)

b) Bewirkt ein Sättigkeitsgefühl 

c) Erhöht die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)

d) Verlangsamt des Entleeren des Magens


Peptidhormon GLP-1  neben GIP

Quelle:T. Rowe Price


Unter den Hormonen, die für den Inkretin-Effekt verantwortlich sind, nimmt das Peptidhormon GLP-1  neben GIP eine Schlüsselrolle ein. Dieser Effekt beschreibt die verstärkte Insulinfreisetzung bei oraler Glukoseaufnahme im Vergleich zur intravenösen Verabreichung. Zusätzlich zu dieser Funktion wirkt GLP-1 appetithemmend.


Die Wirkstoffe Dulaglutid, Exenatid, Semaglutid, Liraglutid und Lixisentid (letzteres nur in Kombination mit Insulin glargin) zählen zu den GLP-1-Rezeptor-Agonisten, auch bekannt als GLP-1-Analoga oder Inkretin-Mimetika. "Glucagon-like Peptide-1" wird mit GLP-1 abgekürzt und bezeichnet ein Darmhormon, das nach der Nahrungsaufnahme freigesetzt wird. An der Regulierung des Glukosestoffwechsels ist GLP-1 beteiligt, indem es die Insulinfreisetzung aus dem Pankreas stimuliert und gleichzeitig das Hormon Glukagon, einen Insulingegenspieler, hemmt. Das frühere Einsetzen des Sättigungsgefühls wird ebenfalls durch GLP-1 begünstigt. Eine Erhöhung der GLP-1 Ausschüttung und Wirkung erfolgt durch die GLP-1-Rezeptor-Agonisten.


Bei erwachsenen Typ-2-Diabetikern finden GLP-1-Rezeptor-Agonisten Anwendung, typischerweise in Kombination mit oralen Antidiabetika und/oder Basalinsulin, wenn die bisherige Therapie in Verbindung mit körperlicher Aktivität und Gewichtsreduktion zur Blutzuckerkontrolle nicht ausreicht. Eine starke blutzuckersenkende Wirkung zeichnet diese Medikamente aus. Zu Beginn der Behandlung treten häufig Nebenwirkungen wie gastrointestinale Beschwerden, Übelkeit und Völlegefühl auf, die sich im Therapieverlauf oft bessern. Zusätzlich können GLP-1-Rezeptor-Agonisten die Aufnahme anderer Medikamente ins Blut verzögern.


Eine engmaschige Blutzuckerkontrolle ist bei der Therapie mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten nicht notwendig, da das Risiko einer Unterzuckerung gering ist. Auf Körpergewicht und Blutdruck wirken sich diese Wirkstoffe zudem positiv aus. Neuere Studien belegen, dass einige GLP-1-Rezeptor-Agonisten das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen reduzieren können. Aus diesem Grund empfehlen die aktuellen Behandlungsleitlinien für Typ-2-Diabetes den Einsatz von GLP-1-Rezeptor-Agonisten mit diesen durch Studien belegten Eigenschaften bei Patienten mit hohem oder sehr hohem Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle oder bei jenen, die bereits ein solches Ereignis erlitten haben.


Im Unterschied zu den meisten anderen Diabetes-Medikamenten, ausgenommen Insulin, sind GLP-1-Rezeptor-Agonisten derzeit nicht als Tabletten erhältlich, sondern müssen unter der Haut eingespritzt werden. Verglichen mit dem natürlichen GLP-1 weisen die Analoga eine deutlich längere Wirkdauer auf, sodass sie je nach Präparat nur ein- bis zweimal täglich oder sogar nur wöchentlich unter die Haut gespritzt werden müssen.


LLYs GLP-1 Agonist Zepbound und GLP-1 & GIP Agonisten Mounjaro wirken direkt auf GLP-1 beziehungsweise GIP Rezeptoren, also Zellenkomplex welche GLP-1 beziehungsweise GIP ausschütten, in der Bauchspeicheldrüse, synonym mit Pankreas. 

Was sind die Marktprognosen von GLP-1-Medikamenten?

Der Gesamtmarkt setzt sich aus den Diabetesmedikamentenmarkt und Gewichtsverlustmedikamentenmarkt zusammen. Statistic, ein Datenanbieter, publiziert eine Prognose von 103.4 Milliarden Euro für den Diabetesmedikamentenmarkt im Jahr 2030, wobei deren Wachstumsrate mit 7.4% in Anbetracht der Übergewichtswachstumsrate, als zu niedrig einzuschätzen ist.


Anti-Diabetes-Medikamente


Laut Schätzungen von IQVIA (IQV.N) beliefen sich die weltweiten Ausgaben für Medikamente gegen Fettleibigkeit im vergangenen Jahr auf 24 Milliarden US-Dollar und könnten bis 2028 131 Milliarden US-Dollar erreichen. Diese jährliche Wachstumsschätzung von 27 % steht im Vergleich zu einer früheren Prognose von 13 %. (Quelle: Reuters Artikel)


Das Potenzial dieser GLP-1 Medikamente ist beachtlich. In den USA sind etwa 40 Millionen Menschen von Diabetes und dessen Komplikationen (Herz-Kreislaufbeschwerden, Sehverlust, Nierenfunktionsbeeinträchtigung, etc.) betroffen, während über 100 Millionen an Fettleibigkeit, einem Diabetes Vorläufer, leiden. Prognosen zufolge wird die Mehrheit der heutigen US-Kinder im Erwachsenenalter übergewichtig sein, was erhöhte Gesundheitskosten und eine geringere Lebenserwartung zur Folge haben könnte. Demzufolge werden 70% des Gesamtmarktes für Diabetes- und Gewichtsverlustmedikamente über die nächsten 6 bis 8 Jahre in den USA erfolgen. Ursache dessen ist die Kombination der hohen Krankheitsrate und vergleichsweise höher verfügbarer finanzieller Mittel, um diese zu behandeln.


Die GLP-1 Medikamente Marktgröße wird von führenden US Investmenthäusern auf 130 Milliarden US-Dollar innerhalb der nächsten sechs Jahre, also bis 2030 wachsen. Diese Prognose geht davon aus, dass 70 Prozent des Umsatzes in den USA erfolgen wird. Zudem geht die Prognose von einem niedrigen Rate des medikamentenüblichen Preisverfalls aus, da Nachfrage über die nächsten Jahre das Angebot deutlich überschreitet, trotz intensiven Bemühungen von sowohl LLY als auch Novo Nordisk Produktionskapazitäten zu erhöhen. 


Ferner werden die dominierenden Akteure weiterhin Novo Nordisk und Lilly mit einem Marktanteil von 80 Prozent sein, da konkurrierende Pharmakonzerne in ihrer GLP-1 Medikamentenentwicklung erst in Phase 1 / Phase 2 sind. Eine Zulassung erfolgt üblicherweise erst nach erfolgreicher Phase 3, welches in der Regel Jahre in Anspruch nimmt. 


Das GLP-1 Medikament Wegovy von Novo Nordisk zeichnet sich neben Gewichtsverlust und Diabetes 2 Behandlung zusätzlich durch eine Reduzierung von Herzinfarktriskio, belegt durch eine Studie, aus. LLY bemüht sich, diesen Behandlungseffekt für ihre Medikamente Mounjaro und Zepbound mittels Studien zu bestätigen, welches jedoch mindestens 18 Monate in Anspruch nehmen werden.


Prognosen mit hohen Wachstumsmärkten werden mit Skepsis betrachtet. Deswegen wirken sich Nachrichten, welche eine höheren oder niedrigere Marktwachstumsrate implizieren, sehr stark auf die kurzfristige Kursentwicklung aus. LLYs kurz und mittelfristige Kursentwicklung hängt somit von Schlagzeilen ab, so zum Beispiel von veröffentlichten, GLP-1 relevanten, Pharmastudien, unerwünschten Nebeneffekten, legislativer Preisdruck, Regelungen der gesetzlichen Krankenkassen (USA Medicaid für Personen ab 60 Jahre), Quartalsberichten, Capital Market Days, etc. 

Bewertung von Eli Lilly

Zunächst ein kurzer Überblick zur historischen LLY Bewertung:


LLY’s Umsatz- und Margenerhöhung führten zu einer steigenden Bewertung:


Umsatz:


LLY’s Umsatz- und Margenerhöhung führten zu einer steigenden Bewertung

Quelle: Macrotrends


Operative Marge:


Marge

Quelle: Macrotrends


Historische Bewertungen: Kurs/Gewinnverhältnis, Kurs/Umsatz, Kurs/Buchwert, Kurs/FCF


Kurs/Gewinnverhältnis:


Kurs Gewinnverhältnis

Quelle: Macrotrends


Kurs/Umsatz:


KursUmsatz

Quelle: Macrotrends


Kurs/FCF:


Kurs FCF

Quelle: Macrotrends


Die Grafiken zeigen einen deutlichen Anstieg der Bewertung von LLY seit 2023, die aktuell ein Rekordhoch erreicht hat. Dieser Trend lässt sich auf die Markterwartungen für die vielversprechenden GLP-1- und GIP-Agonisten Mounjaro und Zepbound zurückführen, die zur Behandlung von Diabetes und Adipositas eingesetzt werden.


Unser Bewertungsmodell deutet darauf hin, dass die prognostizierten Wachstumsraten für Mounjaro und Zepbound im Wettbewerbsumfeld möglicherweise zu optimistisch angesetzt sind. Zudem übersteigt der aktuelle Eigenkapitalwert von LLY den Free-Cash-Flow-Wert des Unternehmens um circa 30 Prozent. Dies basiert auf der Annahme, dass LLY nach 2030 ein jährliches Umsatzwachstum von 4,2% bei gleichbleibend hoher FCF-Marge erzielen wird - eine Prognose, die angesichts des intensiven Wettbewerbs mit anderen Pharmakonzernen als eher unwahrscheinlich erscheint.


deutlichen Anstieg der Bewertung von LLY seit 2023

Risiken für Eli Lilly

Ein zentrales Argument ist die begrenzte Laufzeit von Patenten, die typischerweise nach 8 bis 12 Jahren auslaufen. Dies ermöglicht den Markteintritt von Generika mit deutlich niedrigeren Gewinnspannen. Dieses Szenario wird in Zukunft auch Mounjaro und Zepbound betreffen. Folglich steht LLY vor der Herausforderung, seine hohe Free-Cash-Flow-Rate durch die Entwicklung oder den Erwerb neuer Medikamente aufrechtzuerhalten - eine Aufgabe, die wir als äußerst anspruchsvoll einstufen. Daher ist der wahrscheinliche Barwert des Free Cash Flows nach 2030 vermutlich erheblich niedriger als in der oben genannten Bewertung angenommen.


Ein weiterer Grund für die mögliche Überbewertung von LLY aus FCF-Sicht sind die optimistischen Prognosen für GLP-1 und GIP bis 2030. Zweifellos besteht eine hohe Nachfrage nach Medikamenten gegen Diabetes und Übergewicht. Ob sich LLY jedoch gegen Novo Nordisk als Marktführer durchsetzen wird, bleibt ungewiss. LLYs Produkte Mounjaro und Zepbound zeigen zwar eine stärkere Wirkung als Novo Nordisks Ozempic und Wegovy, gehen aber mit höheren Nebenwirkungen einher. Novo Nordisk hat zudem einen Vorteil durch eine Studie, die präventive Effekte gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen belegt - ein Vorsprung, den LLY voraussichtlich erst in ein bis zwei Jahren mit einer ähnlichen Studie aufholen kann.


Die optimistische Prognose geht davon aus, dass LLY und Novo Nordisk den Großteil des GLP-1-Marktes unter sich aufteilen werden. Dies ist möglich, aber keineswegs sicher. Amgen entwickelt derzeit ein GLP-1-Medikament „MariTide“ mit potenziell stärkerer Wirkung als LLYs Produkte. Pfizer arbeitet an einem oral einzunehmenden GLP-1-Medikament, das Produktionskostenvorteile verspricht. Da Patienten Tabletten gegenüber Injektionen oft bevorzugen, könnte dies die Marktdynamik erheblich beeinflussen. (Weitere GLP-1 Medikamente in Entwicklungsphase werden im Anhang per einem Artikel von dem Informationsservice „Oymosi“ aufgelistet.


Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass sich der GLP-1-Markt für Adipositas noch in seiner Anfangsphase entwickelt. Die beeindruckenden Wachstumsraten von LLYs Mounjaro und Zepbound sind teilweise auf den rückläufigen Umsatz von Trulicity zurückzuführen, das nur GLP-1, aber nicht GIP aktiviert. 


Die langfristige Marktentwicklung hängt auch stark davon ab, ob Patienten diese Medikamente dauerhaft einnehmen. Es gibt Hinweise darauf, dass einige Patienten nach etwa zwei Jahren die Behandlung abbrechen und zu Alternativen greifen. Falls sich dies bestätigt, müsste für ein anhaltendes Wachstum nicht nur der Patientenstamm durch neue Patienten erhalten, sondern auch durch weitere neue bzw. wiederkehrende Patienten kontinuierlich erweitert werden.


Eine potenzielles FCF Marge Gefahr stellt der mögliche Preisrückgang von LLYs und Novo Nordisks GLP-1-Präparate dar. Aktuell liegt der Listenpreis für Mounjaro bei etwa 1000 Dollar pro Monat. Krankenversicherungen zeigen sich zögerlich bei der Kostenübernahme für Adipositas-Behandlungen. Der Wettbewerb zwischen LLY und Novo Nordisk verschärft die Situation. Es ist absehbar, dass über die nächsten zwei Jahre ausreichende Produktionskapazitäten geschaffen werden, um GLP-1 Angebot und Nachfrage auszugleichen. Zusätzlich wächst der politische Druck, insbesondere im Hinblick auf ältere Patienten mit US-Medicaid-Versicherung um Medikamentenpreise zu reduzieren. Die Markteinführung neuer GLP-1-Medikamente könnte den Preisdruck weiter erhöhen und somit FCF Margen beeinträchtigen. Besonders relevant in diesem Zusammenhang ist Pfizers in der Entwicklung befindliche GLP-1-Pille, die deutlich kostengünstiger in der Herstellung wäre. Sollte sich dieses Präparat als wirksam erweisen und innerhalb der nächsten drei Jahre zugelassen werden, könnte dies einen signifikanten Einfluss auf die Preisgestaltung im GLP-1-Markt haben, wiederum mit einer FCF Margenreduktion für LLY und Novo Nordisk.


Angesichts dieser Unsicherheiten sind präzise Prognosen schwierig. Es ist durchaus möglich, dass die tatsächlichen Wachstumsraten entweder deutlich unter den Erwartungen liegen oder – was weniger wahrscheinlich erscheint – langfristig sogar übertreffen werden.


Es ist anzumerken, dass LLY als exzellent geführtes Unternehmen sich dieser Marktdynamiken bewusst ist. Ein wesentlicher Vorteil von LLY ist ihr hoher Aktienkurs, der strategische Übernahmen vielversprechender Pharmaunternehmen erleichtern könnte. Dabei wird LLY von Großbanken unterstützt, deren Analyseabteilungen gleichzeitig Einschätzungen zu LLY veröffentlichen – theoretisch unabhängig, praktisch aber motiviert dem erhöhten Risiko etwaiger Unternehmensakquisitionen eine langfristige Wertsteigerung zu prognostizieren. Zudem scheuen sich Analysten oft davor, Verkaufsempfehlungen für ein gut gemanagtes Unternehmen mit positiver Kursentwicklung, lediglich wegen Überbewertung auszusprechen.


Der aktuelle Marktwert der LLY-Aktie, der selbst optimistische Prognosen übersteigt, hält vorwiegend Value-Investoren davon ab, langfristige Positionen aufzubauen. Institutionelle Anleger berücksichtigen auch technische Analysen, und LLY zeigt einen Aufwärtstrend. Ein möglicher Verkaufszeitpunkt könnte sich abzeichnen, sobald dieser Aufwärtstrend zu enden scheint. Abgesehen von der wahrscheinlichen Überbewertung gibt es derzeit keinen zwingenden Grund, LLY Aktien zu verkaufen, es sei denn für kurzfristige, taktische Handelszwecke.


LLY hat sich zu einer Momentum-Wachstumsaktie entwickelt, die den Spekulationsmustern solcher Aktien folgt. Für Anleger bedeutet dies, GLP-1-bezogene Nachrichten und Entwicklungen idealerweise täglich und akribisch zu verfolgen. Dabei sollte stets die Frage im Fokus stehen, ob neue Informationen das Potenzial von LLYs GLP-1-Medikamenten steigern oder mindern könnten und in welchem Ausmaß. Diese Analyse kann kurzfristige Kauf- oder Leerverkaufsmöglichkeiten eröffnen. Es empfiehlt sich, einen zuverlässigen Nachrichtendienst zu nutzen, der zum Beispiel zum Suchbegriff GLP-1 alle relevanten Nachrichten anzeigt. Gleichzeitig sollten sich Anleger der erheblichen Risiken bewusst sein, die mit kurzfristigen Handelsstrategien einhergehen.


Analystenmeinungen zu Eli Lilly 


Die Analystenmeinungen sind erwartungsgemäß positiv: 85.7% Kaufen, 14.3% Halten und keine Verkaufsempfehlungen. 


Am 12 Juli, 2024 war LLYs Aktienkurs $948.4 pro Aktie. Die Kurszielbandbreite betrug $740 bis $1100. 


Eli Lilly & Co Echtzeit-Daten


Fazit

Der GLP-1-Medikamentenmarkt für Diabetes und Adipositas verspricht mit einem prognostizierten Volumen von 130 Milliarden Dollar 2030 und enormes Wachstum. LLY und Novo Nordisk haben sich dabei als Marktführer positioniert. Dennoch spiegelt der aktuelle Aktienkurs von LLY ein äußerst optimistisches Szenario wider. Die in diesem Artikel diskutierten Risiken - darunter Produktionskapazitätserweiterungen, Margendruck durch Krankenkassen und gesetzgeberische Initiativen, neue GLP-1-Konkurrenten sowie der unvermeidliche Patentablauf nach etwa 12 Jahren - deuten darauf hin, dass der tatsächliche Barwert zukünftiger Free Cash Flows wahrscheinlich niedriger ausfallen wird als der derzeitige Marktwert von 900 Milliarden Dollar. 


Eine Überbewertung allein ist jedoch kein zwingender Verkaufsgrund, da sich die Aktie in einem anhaltenden charttechnischen Aufwärtstrend befindet. LLY, ein exzellent geführter Pharmakonzern, hat sich durch GLP-1 zu einer Momentum-Wachstumsaktie entwickelt. Ihr Kurs reagiert besonders sensibel und ausgeprägt auf Entwicklungen im GLP-1-Markt. Daher erfordert jede Spekulation mit LLY-Aktien eine gründliche und kontinuierliche Beobachtung der GLP-1-Marktdynamik sowie deren potenzielle Auswirkungen auf LLY. Zusätzlich sind fundierte Kenntnisse in technischer Analyse und Risikomanagement unerlässlich.

FAQ

Was sind GLP-1 und GIP Medikamente?

GLP-1 (Glucagon-like Peptid 1) und GIP (glukoseabhängiges insulinotropes Peptid) sind Medikamente zur Behandlung von Typ-2-Diabetes. Diese Medikamente ahmen die Wirkung der körpereigenen Hormone GLP-1 und GIP nach, indem sie die Insulinfreisetzung erhöhen, die Glukagonproduktion hemmen, die Magenentleerung verlangsamen und das Sättigungsgefühl steigern.

Warum ist der Aktienkurs von Eli Lilly in den letzten Jahren stark gestiegen?

Obwohl der GLP-1 Medikamentenmarkt vielversprechend ist, spiegelt der aktuelle Aktienkurs von Eli Lilly sehr optimistische Markterwartungen wider. Investoren sollten die Entwicklungen im GLP-1 Markt genau beobachten, insbesondere Forschungsergebnisse, Nebenwirkungen und regulatorische Änderungen, die den Aktienkurs von Eli Lilly stark beeinflussen könnten.

Was sind die Investitionsempfehlungen für die Zukunft von Eli Lilly?

Obwohl der GLP-1 Medikamentenmarkt vielversprechend ist, spiegelt der aktuelle Aktienkurs von Eli Lilly sehr optimistische Markterwartungen wider. Investoren sollten die Entwicklungen im GLP-1 Markt genau beobachten, insbesondere Forschungsergebnisse, Nebenwirkungen und regulatorische Änderungen, die den Aktienkurs von Eli Lilly stark beeinflussen könnten.

Dieser Text spiegelt lediglich die persönliche Meinung des Autors wider. Leser sollten diesen Artikel nicht als Grundlage für Investitionen betrachten. Bevor Sie eine Investitionsentscheidung treffen, sollten Sie den Rat eines unabhängigen Finanzberaters einholen, um sicherzustellen, dass Sie die Risiken verstehen. Differenzkontrakte (CFDs) sind Hebelprodukte, die zum Totalverlust Ihres Kapitals führen können. Diese Produkte sind nicht für jeden geeignet, investieren Sie daher vorsichtig. Für weitere Details informieren Sie sich bitte.

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