Trotz der aktuellen Turbulenzen beim US-Dollar sehen wir kurzfristig Erholungspotenzial für die US-Währung. Unseren Volkswirten zufolge verringert der Rückzieher der US-Regierung das Risiko einer Rezession in den USA und damit die Notwendigkeit für die Federal Reserve, auf die Auswirkungen der Zölle mit raschen Zinssenkungen zu reagieren, auch wenn der Markt derzeit anders zu denken scheint, stellt Thu Lan Nguyen, Devisenanalystin der Commerzbank, fest.
„Unsere Volkswirte erwarten die erste Zinssenkung im September, während der Markt eine Senkung bereits im Juni einpreist. Allerdings sehen wir jetzt ein höheres Tief für EUR/USD - 1,08 statt 1,05 -, da die US-Zollpolitik zweifellos nicht nur ihre Spuren in der Wirtschaft hinterlassen, sondern auch den Dollar dauerhaft geschwächt haben wird. Wir gehen daher davon aus, dass der US-Dollar längerfristig weiter abwerten wird.“
„Das Ziel der US-Regierung ist es, das Handelsdefizit der USA zu beseitigen. Zölle sind aus ihrer Sicht ein Instrument, um dieses Ziel zu erreichen, ein schwacher US-Dollar dürfte ein weiteres sein. Es ist daher unwahrscheinlich, dass Trump eine deutliche Aufwertung der US-Währung tolerieren wird. Jede Aufwertung birgt nun das Risiko einer Intervention des US-Präsidenten. Sollte das Handelsdefizit der USA nicht deutlich zurückgehen, könnte eine aktive Schwächung des US-Dollars auf der Agenda der US-Regierung nach oben rücken. Der naheliegendste Weg wäre der über die Federal Reserve.“
„Zudem dürfte Trumps erratische Zollpolitik den Glauben an den US-Exzeptionalismus und das Vertrauen der Anleger in den Safe-Haven-Status des Dollars nachhaltig beschädigt haben. Der teilweise deutliche Anstieg der US-Renditen lässt sich dadurch erklären, dass sich einige Anleger aufgrund des Vertrauensverlustes aus US-Treasuries zurückgezogen haben. Dies rechtfertigt auch eine höhere USD-Risikoprämie. Wir erhöhen daher unsere EUR-USD-Prognose für Ende 2026 von 1,10 auf 1,15.“