Eine halbwegs normale Zollpolitik würde den Dollar aufwerten. Warum? Weil die US-Verbraucher lieber US-Waren konsumieren würden als importierte Waren, und die US-Unternehmen würden lieber US-Maschinen installieren. Schließlich müssten dafür keine Zölle gezahlt werden. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach US-Gütern steigen würde, ebenso wie ihr Preis im Vergleich zu ausländischen Gütern, stellt Ulrich Leuchtmann, Leiter Devisen- und Rohstoff-Research der Commerzbank, fest.
„Dies kann auf zwei Arten geschehen: durch größere Zahlen auf den Preisschildern in den USA (d.h. US-Inflation) oder durch einen stärkeren US-Dollar. Die US Federal Reserve hätte die Wahl zwischen den beiden Alternativen, denn die Fed ist es, die die Preisentwicklung steuert. Und da man allgemein davon ausgeht, dass die Fed die Inflation bei 2 % halten will, war die logische Schlussfolgerung aus Sicht der Märkte, dass die US-Zollpolitik den USD stärken würde.“
„Aber es kommt noch schlimmer. Diese plötzlichen Zinssenkungserwartungen sind nicht einfach aus der Luft gegriffen. Sie spiegeln die Erwartung eines massiven negativen realwirtschaftlichen Schocks als Folge der US-Zollpolitik wider. Ich vermute, dass die meisten Marktteilnehmer erwarten, dass die US-Wirtschaft infolge der Zölle in eine Rezession abrutschen wird.“
„Die wirtschaftliche 'Geschichte', die uns der Markt mit diesen zweigleisigen Inflationserwartungen erzählt, ist, dass eine Rezession oder rezessionsähnliche Bedingungen die US-Nachfrage so stark einbrechen lassen, dass der anfängliche Kostenanstieg durch die Zölle mittelfristig mehr als ausgeglichen wird. In diesem Fall würde sich der mittelfristige Preiseffekt der Zölle verflüchtigen - und damit auch jeder Grund für einen stärkeren US-Dollar.“