Ethereum (ETH) hat am Montag etwa 2 % an Wert verloren und damit einen Teil seiner beeindruckenden Gewinne aus der Vorwoche wieder eingebüßt. Ein genauer Blick auf die Blockchain-Daten zeigt, dass der jüngste Anstieg nicht aus dem Nichts kam: Wachsende Zuversicht großer Investoren und steigender Druck von institutioneller Seite haben den Preis angetrieben.
Gerade die Ethereum-Wale, also Wallets mit Beständen zwischen 10.000 und 100.000 ETH, haben in der letzten Woche kräftig zugekauft. Laut Daten von CryptoQuant stieg ihre kollektive Balance um satte 149.000 ETH. Noch vor wenigen Wochen hatten genau diese Adressen eher verkauft, doch nun scheinen sie wieder auf der Käuferseite aktiv zu sein – möglicherweise, um den Preis in Richtung ihres durchschnittlichen Kaufkurses von rund 2.000 US-Dollar zu treiben.
Schafft es Ethereum, diese Marke zurückzuerobern, könnte das ein entscheidender Wendepunkt sein. Denn die Wale hätten dann ein klares Interesse, den Kurs zu stabilisieren und vor weiteren Verlusten zu schützen. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, dass einige Investoren bei Erreichen ihrer Einstandskurse verkaufen, um Verluste zu vermeiden. In diesem Fall könnte neuer Verkaufsdruck entstehen.
Neben den Walen greifen auch die institutionellen Anleger wieder verstärkt zu. Laut CoinShares-Daten flossen in der vergangenen Woche rund 183 Millionen US-Dollar in Ethereum-Investmentprodukte. Damit endete eine Serie von acht Wochen in Folge mit Nettoabflüssen. Besonders stark gefragt waren die neuen US-Spot-Ether-ETFs, die allein 157,1 Millionen US-Dollar an Nettozuflüssen verzeichneten – ein klares Zeichen für die wiederkehrende Nachfrage auf institutioneller Seite, gerade unter der Präsidentschaft von Donald Trump, der sich offen für unternehmerfreundliche Politik zeigt.
Auch andere Daten bestätigen den Trend: Trotz der Kursgewinne blieb die Realisierung von Gewinnen und Verlusten im Ethereum-Netzwerk zuletzt verhalten. Das zeigt die Metrik „Network Realized Profit/Loss“ von Santiment. Anleger scheinen also weniger daran interessiert zu sein, kurzfristige Gewinne mitzunehmen – und setzen stattdessen auf weiteres Aufwärtspotenzial bei der zweitgrößten Kryptowährung.
Trotz des positiven Gesamtbilds zeigt sich kurzfristig eine andere Entwicklung. In den letzten 24 Stunden wurden laut Coinglass Ethereum-Futures im Wert von 56,54 Millionen US-Dollar liquidiert. Davon entfielen 42,7 Millionen US-Dollar auf Long-Positionen und 13,84 Millionen auf Short-Positionen. Der Markt bleibt also in beide Richtungen extrem nervös.
Ein besonderes Problem bleibt die Zone um 1.800 US-Dollar. Ethereum schafft es derzeit nicht, sich nachhaltig darüberzusetzen. Immer wieder prallt der Kurs am oberen Ende eines fallenden Trendkanals sowie an der 50-Tage-Linie des einfachen gleitenden Durchschnitts (SMA) ab. Die jüngste Ablehnung an der 1.800er-Marke ist bereits der sechste Versuch in Folge, den Widerstand zu knacken – ohne Erfolg.
Charttechnisch entwickelt sich bei Ethereum mittlerweile ein bullisches Flaggenmuster. Sollte es gelingen, die 1.800 US-Dollar mit starkem Volumen zu überwinden, könnte ein schneller Anstieg in Richtung der wichtigen 2.100-Dollar-Marke folgen. Gelingt das nicht, dürfte ETH zunächst auf die Unterstützung bei 1.688 US-Dollar zurückfallen. Ein Durchbruch unter diese Marke könnte die Tür sogar für einen weiteren Rückgang bis 1.500 US-Dollar öffnen.
Auch die technischen Indikatoren geben Hinweise auf das wachsende Risiko: Sowohl der Relative-Stärke-Index (RSI) als auch der Stochastic-Oszillator bewegen sich aktuell zwar noch über ihren neutralen Niveaus, tendieren aber klar nach unten. Sollte der RSI seine gleitende Durchschnittslinie unterschreiten, könnte das die Abwärtsdynamik noch beschleunigen.
Ethereum steckt in einer spannenden Phase. Auf der einen Seite sprechen die neuen Kapitalzuflüsse großer Adressen und Institutionen für anhaltendes Potenzial. Auf der anderen Seite bleibt der Widerstand bei 1.800 US-Dollar eine echte Hürde, die kurzfristig den Weg nach oben blockiert. Wer bereits investiert ist, sollte die weitere Entwicklung genau im Auge behalten – denn ob sich Ethereum bald befreien kann oder noch einmal abrutscht, dürfte sich schon in den nächsten Tagen entscheiden.