Während die Finanzmärkte rund um den Globus auf neue Schlagzeilen aus Washington und Peking reagieren, zeigt sich der Kryptomarkt am Freitagvormittag erstaunlich ruhig. Bitcoin (BTC) hält sich stabil bei 82.584 US-Dollar, Ethereum (ETH) notiert bei 1.569 US-Dollar und Ripple (XRP) bleibt über der 2-Dollar-Marke. Das passiert vor dem Hintergrund neuer Spannungen zwischen den USA und China – ausgelöst durch die jüngsten Zollentscheidungen beider Länder.
China hat offiziell angekündigt, die Zölle auf US-Waren drastisch anzuheben – von bisher 84 % auf 125 %. Die Maßnahme tritt am Samstag in Kraft und ist eine direkte Reaktion auf die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, die Einfuhrzölle auf chinesische Produkte auf 145 % zu erhöhen.
Das chinesische Finanzministerium macht in seiner Stellungnahme deutlich, dass Peking nicht bereit ist, klein beizugeben. Sollte Washington weiterhin „in substanziellem Ausmaß Chinas Interessen verletzen“, werde man Gegenmaßnahmen ergreifen – notfalls bis zum Äußersten.
Zwischenzeitlich sorgte eine kurze Pause im Zollstreit zur Wochenmitte für Entlastung – sowohl an den Aktienmärkten als auch bei Kryptowährungen. Doch die Hoffnung auf Entspannung war offenbar verfrüht. Mit der neuen Eskalation drohen die Erholungsgewinne wieder zu bröckeln. Anleger könnten in den kommenden Tagen erneut in den Risikomodus schalten – und das bleibt nicht ohne Folgen für digitale Assets.
Der Bitcoin-Kurs bewegt sich heute leicht nach oben – von 79.607 US-Dollar zum Handelsbeginn auf 82.584 US-Dollar aktuell. Das entspricht einem Tagesplus von 3,8 %. Damit steht BTC unmittelbar vor einer wichtigen technischen Hürde: Der Kurs nähert sich einer Trendlinie, die in der Tageschart als Widerstand fungiert.
Auch die Indikatoren liefern interessante Signale: Der Relative Strength Index (RSI) liegt bei 48,94 und kratzt damit an der neutral-bullischen Zone. Ein Sprung über die 50er-Marke könnte frische Kaufdynamik freisetzen. Gleichzeitig zeigt der MACD eine mögliche bullische Entwicklung – konkret steht die MACD-Linie kurz davor, die Signallinie zu überkreuzen. Viele Trader werten das als Kaufsignal und dürften auf einen weiteren Schub in Richtung der 200-Tage-EMA bei 85.055 US-Dollar setzen.
So vielversprechend der aktuelle Aufwärtstrend aussieht – Bitcoin bleibt unterhalb mehrerer zentraler gleitender Durchschnitte: der 50-Tage-EMA bei 85.629 US-Dollar, der 100-Tage-EMA bei 87.924 US-Dollar und auch unter der 3-monatigen Abwärtstrendlinie. Diese Marken könnten sich als hartnäckige Widerstände erweisen. Ohne einen klaren Ausbruch über diese Zonen droht erneut ein Rückschlag – möglicherweise zurück unter die Marke von 80.000 US-Dollar.
Auch bei Ethereum lohnt sich ein genauer Blick. Der Kurs verteidigte in dieser Woche erfolgreich die untere Begrenzung seines seit vier Monaten bestehenden Abwärtstrends – und reagierte prompt mit einem Rebound auf 1.694 US-Dollar. Der Anlass: Trump hatte zur Wochenmitte kurzzeitig eine Zollpause signalisiert.
Doch am Donnerstag fehlte es dann schon wieder an Schwung, der Kurs fiel auf 1.477 US-Dollar zurück. Dennoch zeigt sich wachsendes Interesse: Das Handelsvolumen hat deutlich angezogen – ein Indiz dafür, dass Marktteilnehmer mit einem baldigen Ausbruch aus dem Abwärtskanal rechnen.
Kurzfristige Ziele für Bullen liegen klar auf der Hand: Die 50-Tage-EMA bei 2.034 US-Dollar, die 100-Tage-EMA bei 2.367 US-Dollar und die 200-Tage-EMA bei 2.639 US-Dollar. Doch um diese Marken zu erreichen, braucht es einen nachhaltigen Ausbruch – und genau daran hat sich der Markt seit Dezember die Zähne ausgebissen.
Aktuell notiert ETH unter sämtlichen relevanten EMAs – ein klares Warnsignal. Auch wenn Momentum vorhanden ist, könnte es noch dauern, bis der Kurs sich aus der Seitwärtsphase befreit. Anleger sollten hier aufmerksam bleiben – ein Fehlausbruch ist nicht auszuschließen.
Bei Ripple sieht das Bild etwas freundlicher aus. Seit dem Tief bei 1,62 US-Dollar am Montag hat sich der Kurs deutlich erholt. Der zentrale Widerstand bei 2 US-Dollar wurde zurückerobert – und sogar die 200-Tage-EMA bei 1,95 US-Dollar wurde zur Unterstützung umgewandelt.
Technisch deutet vieles auf eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung hin: Der RSI liegt bei 44,52 – noch neutral, aber mit leicht positiver Tendenz. Auch der MACD steht kurz vor einem Kaufsignal auf Tagesbasis. Sollte XRP das Niveau über 2,00 US-Dollar halten, könnte ein Anstieg auf 2,24 US-Dollar bevorstehen – dort verlaufen die 50- und 100-Tage-EMA, die als nächste Widerstandszone fungieren.
Die großen Coins wirken zum Wochenausklang erstaunlich stabil – und zeigen trotz der Zuspitzung im geopolitischen Umfeld kaum Schwäche. Doch die Lage bleibt fragil. Technisch stehen BTC, ETH und XRP jeweils an neuralgischen Punkten – bei Bitcoin könnte ein nachhaltiger Ausbruch über die gleitenden Durchschnitte neue Dynamik entfachen. Ethereum kämpft mit der Befreiung aus einem hartnäckigen Abwärtstrend. Und Ripple konsolidiert über 2 US-Dollar – mit Chancen auf weitere Zugewinne.
Entscheidend wird, ob der Handelsstreit zwischen den USA und China in den kommenden Tagen weiter eskaliert – oder ob es doch ein kurzes Zeitfenster für Marktberuhigung gibt. Für Anleger heißt das: Den Trend beobachten, auf Ausbrüche achten – aber nicht vergessen, dass politische Risiken jederzeit wieder ins Spiel kommen können.