Ethereum kommt einfach nicht auf die Beine. Seit der Kurs am 10. März unter die psychologisch wichtige 2.000-Dollar-Marke gefallen ist, fehlt jede Spur von Erholung. Während Bitcoin und einige Altcoins zumindest leichte Zugewinne verzeichnen, bleibt ETH unter Druck. Ein kurzfristiger Widerstand hat sich bei 1.920 Dollar gebildet – ein weiteres Hindernis für eine mögliche Gegenbewegung.
Ein Blick auf die Blockchain-Daten bestätigt, dass es nicht nur der Kurs ist, der Sorgen bereitet. Die Aktivität im Ethereum-Netzwerk ist spürbar zurückgegangen. Der Total Value Locked (TVL), also das gesamte in DeFi-Protokollen hinterlegte Kapital, ist seit seinem Hoch im Dezember 2024 von 77 Milliarden Dollar auf nur noch 45,6 Milliarden Dollar gefallen – das niedrigste Niveau seit sechs Monaten.
Auch die Gebühren, die Nutzer für Transaktionen im Ethereum-Netzwerk zahlen, sind eingebrochen: Mit 46,28 Millionen Dollar liegt die Gesamtsumme so niedrig wie seit Juli 2020 nicht mehr.
Das zeigt, dass die Ethereum-Blockchain zwar weiterhin der dominierende Akteur im DeFi-Bereich ist, die Aktivität aber stark nachgelassen hat. Ob das nur ein vorübergehender Dämpfer ist oder ein längerfristiger Trend, bleibt abzuwarten.
Eine weitere Entwicklung, die viele Krypto-Anleger aufhorchen lässt, ist der rapide Verfall des ETH/BTC-Ratios. Mit einem aktuellen Wert von 0,22751 liegt es so tief wie seit Mitte 2020 nicht mehr.
Einige Analysten sehen darin ein Signal für eine Marktrotation. Händler Alex Kruger geht sogar so weit, Anlegern zu raten, ETH abzustoßen und stattdessen auf volatilere Altcoins zu setzen.
In einem Social-Media-Post schrieb er:
"Wer noch in ETH feststeckt, sollte überlegen, jetzt in eine höher beta-lastige Altcoin umzuschichten. Falls der Markt weiter fällt, verliert man wahrscheinlich ohnehin in beiden Fällen. Falls er aber steigt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man mit Altcoins deutlich besser abschneidet – und später wieder in Bitcoin wechseln kann."
Historisch betrachtet folgt auf einen Tiefpunkt im ETH/BTC-Ratio oft eine Altcoin-Season. Doch ein Blick auf den Altcoin-Season-Index von CoinMarketCap, der aktuell bei nur 13 von 100 Punkten liegt, zeigt: Bitcoin dominiert den Markt weiterhin, mit einer aktuellen Marktdominanz von 62,15 %.
Auch auf regulatorischer Seite gibt es Unsicherheiten. Die US-Börsenaufsicht SEC hat ihre Entscheidung darüber, ob Optionen auf den Fidelity Ethereum ETF zugelassen werden, erneut verschoben. Laut einer Mitteilung vom 12. März wird die Frist für eine Entscheidung bis zum 14. Mai verlängert.
Das ist nicht das erste Mal, dass die Behörde eine solche Entscheidung hinauszögert. Bereits im Februar gab es ähnliche Verzögerungen bei Anträgen von Cboe Exchange und Nasdaq ISE. Besonders gespannt wartet der Markt auf die Entscheidung zu BlackRocks iShares Ethereum Trust (ETHA), die für April erwartet wird.
Warum ist das so wichtig?
Eine Zulassung von Ethereum-ETF-Optionen könnte institutionelle Investoren verstärkt in den Markt ziehen. Seit ihrem Start im Juli 2024 haben Ethereum-Spot-ETFs bereits rund 7 Milliarden Dollar an Nettozuflüssen verzeichnet. Die gefragtesten Produkte sind dabei BlackRocks ETHA sowie Fidelitys FESH, letzterer verwaltet derzeit 780 Millionen Dollar.
Interessant ist auch, dass Cboe BZX kürzlich beantragt hat, Staking in Fidelitys Ethereum-ETF zu integrieren. Das würde es ermöglichen, die gehaltenen ETH für das Staking zu nutzen und zusätzliche Renditen zu erzielen – eine Option, die bislang noch kein börsengehandelter US-Ether-Fonds anbietet.
Auch technisch sieht es für ETH nicht besonders gut aus. Am 11. März fiel der Kurs auf ein Mehrjahrestief von 1.252 Dollar. Und On-Chain-Daten deuten darauf hin, dass noch mehr Abwärtspotenzial besteht.
Laut Glassnode ist ETH erstmals seit über einem Jahr unter seinen "realisierten Preis" von 2.054 Dollar gefallen. Das bedeutet, dass viele Investoren nun in der Verlustzone sind.
Die MVRV-Ratio (Market Value to Realized Value) liegt aktuell bei 0,93, was zeigt, dass der durchschnittliche ETH-Besitzer momentan 7 % im Minus ist.
Ein Blick auf die Charts zeigt:
Für eine nachhaltige Erholung müsste ETH die Widerstände bei 1.920 und 1.950 Dollar durchbrechen. Darüber wartet zwischen 2.000 und 2.060 Dollar allerdings die nächste starke Barriere.
Laut der jüngsten Glassnode-Analyse könnte sich Ethereum zwischen 1.600 und 1.900 Dollar stabilisieren. Der Grund: In diesem Bereich wurden in der Vergangenheit zwischen 600.000 und 700.000 ETH akkumuliert, was auf ein solides Kaufinteresse hindeutet.
Glassnode schreibt dazu:
"Die Angebotslücke zwischen 1.900 und 2.200 Dollar ist relativ dünn, sodass kurzfristige Anstiege in Richtung Widerstand möglich sind."
Ein anonymer Analyst mit dem Pseudonym "Ninja" sieht es ähnlich:
"Das attraktive Preisniveau für institutionelle Investoren liegt zwischen 1.600 und 1.900 Dollar. Sollte der Markt drehen, könnte Ethereum mittelfristig sogar bis auf 2.500 Dollar steigen."
Ethereum bleibt angeschlagen – und das nicht nur wegen des schwachen Kurses. Die Netzwerkaktivität geht zurück, das ETH/BTC-Ratio ist auf einem historischen Tief, und regulatorische Unsicherheiten wie die Verzögerung der ETF-Optionen setzen den Markt zusätzlich unter Druck.
Trotzdem gibt es Anzeichen für eine Bodenbildung zwischen 1.600 und 1.900 Dollar. Wer an Ethereum glaubt, könnte diese Korrekturphase zum langfristigen Aufstocken nutzen. Kurzfristig sollten Anleger aber weiter Geduld mitbringen – denn eine schnelle Erholung ist derzeit nicht in Sicht.