Ethereum (ETH) steht am Montag unter Druck und verliert 3 %, nachdem es in eine unterbewertete Zone gefallen ist. Gleichzeitig sorgt ein technischer Rückschlag für Unsicherheit: Die Finalisierung des Holesky-Testnets scheiterte aufgrund von Problemen beim Pectra-Upgrade. Ein doppelter Dämpfer für die führende Smart-Contract-Plattform.
Ein Blick auf das Market Value to Realized Value (MVRV)-Verhältnis zeigt, dass sich Ethereum in einer spannenden Phase befindet. Der Indikator, der misst, wie profitabel oder verlustreich Investoren im Durchschnitt sind, ist unter den Wert von 1 gefallen. Historisch gesehen war das ein zuverlässiges Signal für eine bevorstehende Erholung – zumindest während bullischer Marktphasen.
ETH MVRV. Quelle: CryptoQuant
Das Absinken unter 1 bedeutet, dass der aktuelle ETH-Preis nahe dem durchschnittlichen Kaufpreis der meisten Investoren liegt. Oft nutzen große Marktteilnehmer solche Gelegenheiten, um ihre Bestände aufzustocken. Genau das lässt sich aktuell beobachten: Die Menge an ETH in sogenannten „Akkumulationsadressen“ steigt stark an – ein typisches Zeichen für verstärktes institutionelles Interesse.
ETH-Zuflüsse in Akkumulationsadressen. Quelle: CryptoQuant
„Das zeigt eine groß angelegte Akkumulation durch institutionelle Investoren in der aktuellen unterbewerteten Zone“, erklärt CryptoQuant-Analyst MAC_D.
Die schwache Kursentwicklung der vergangenen Wochen hängt nicht nur mit der allgemeinen Marktlage zusammen. Auch die Probleme beim Pectra-Upgrade auf den Testnets Holesky und Sepolia spielen eine Rolle. Diese Umgebungen dienen dazu, neue Ethereum-Funktionen vor ihrem Mainnet-Launch zu testen – und genau hier hakte es zuletzt.
Holesky konnte nicht finalisiert werden, weil es Konfigurationsprobleme auf der Execution-Layer-Seite gab. Das führte zu einer temporären Spaltung der Blockchain. Auch das Sepolia-Testnet hatte seine Herausforderungen, allerdings wurden die Probleme dort schneller behoben.
Um das zu korrigieren, haben Ethereum-Entwickler im jüngsten All Core Developers Consensus (ACDC)-Call beschlossen, eine „Shadow Fork“ für Holesky zu starten. Das soll sicherstellen, dass alle Pectra-Funktionen stabil laufen, bevor das Upgrade schließlich ins Mainnet übernommen wird.
Und das lohnt sich: Das Pectra-Upgrade bringt eine Reihe von Verbesserungen, darunter Account Abstraction. Damit wird es möglich, Wallets wiederherzustellen, Gasgebühren mit ERC-20-Token zu bezahlen und Transaktionen zu bündeln. Besonders wichtig für das Staking ist die Erhöhung des Limits pro Node von 32 ETH auf 2.048 ETH – ein bedeutender Schritt in Richtung Skalierbarkeit.
In den letzten 24 Stunden wurden laut Coinglass Ethereum-Futures im Wert von 82,26 Millionen USD liquidiert. Davon entfielen 55,28 Millionen USD auf Long-Positionen und 26,98 Millionen USD auf Short-Positionen. Der Markt ist also weiterhin nervös.
ETH kämpft seit Tagen darum, die 2.200-USD-Marke zurückzuerobern. Nach dem 15 %-Einbruch am Montag liegt genau hier eine entscheidende Schwelle. Diese Zone bildet die untere Begrenzung eines wichtigen Konsolidierungskanals, der seit über vier Monaten hält – seit dem Markteinbruch im August 2024.
ETH/USDT-Tageschart
Wenn die Käufer es nicht schaffen, die Verkaufswelle der Bären auszugleichen, und ETH erneut an 2.200 USD scheitert, könnte die nächste große Unterstützung erst bei 1.500 USD liegen.
Technische Indikatoren verstärken das bärische Bild. Der Relative Strength Index (RSI) und der Stochastic Oscillator (Stoch) befinden sich beide unter ihren neutralen Niveaus. Das zeigt, dass der Verkaufsdruck dominiert und ETH noch nicht die Kraft für eine klare Erholung hat.
Ein täglicher Schlusskurs über 2.850 USD würde allerdings das Gegenteil beweisen und das bärische Szenario kippen. Bis dahin bleibt Ethereum in einer kritischen Phase – die kommenden Tage dürften zeigen, ob sich der Markt für eine Erholung entscheidet oder ein weiterer Rückgang bevorsteht.