In den letzten Monaten zeigt sich immer deutlicher: Bitcoin bewegt sich zunehmend im Einklang mit dem traditionellen Aktienmarkt. Besonders nach der Veröffentlichung makroökonomischer Daten reagiert die Kryptowährung fast parallel zum S&P 500. Diese Entwicklung könnte Bitcoin langfristig seinen Status als Portfolio-Diversifikator kosten.
Über viele Jahre hinweg galt Bitcoin als weitgehend losgelöst von den Bewegungen des klassischen Finanzmarkts. Genau diese Unabhängigkeit machte es für Anleger attraktiv – besonders in Krisenzeiten, wenn Aktienkurse abstürzten, während Bitcoin als möglicher „sicherer Hafen“ betrachtet wurde. Doch diese Sonderrolle scheint ins Wanken zu geraten.
Der Wandel ist vor allem in den letzten zwölf Monaten spürbar geworden. Mehrere Ereignisse sorgten dafür, dass die Korrelation zwischen Bitcoin und dem Aktienmarkt deutlich zunahm. Ein besonders markantes Beispiel ist die Zinserhöhung der japanischen Zentralbank im August, die das Ende des sogenannten „Yen-Carry-Trades“ einläutete. Das Resultat: ein Abwärtssog, der sowohl den Kryptomarkt als auch Aktienmärkte erfasste. Während Bitcoin um 25 % einbrach, verlor der S&P 500 etwa 6 %.
Jan Van Eck, CEO des Vermögensverwalters VanEck, brachte diese Entwicklung im Gespräch mit Bloomberg auf den Punkt:
„Für mich ist es enttäuschend, dass Bitcoin in den letzten sechs Monaten eine so starke Korrelation mit dem Nasdaq gezeigt hat. Über einen Zeitraum von zehn Jahren betrachtet, lag die Korrelation fast bei null – und das ist genau das, was Diversifikation leisten sollte.“
Dass sich Bitcoin immer stärker wie eine klassische Anlageklasse verhält, zeigt sich auch an der Reaktion auf politische und wirtschaftliche Ereignisse:
Diese parallelen Kursbewegungen zeigen deutlich, wie stark Bitcoin mittlerweile mit den Schwankungen am Aktienmarkt verflochten ist.
Ein Grund für diese Entwicklung könnte der wachsende Einfluss institutioneller Investoren sein, die über Bitcoin-ETFs (Exchange Traded Funds) in den Kryptomarkt einsteigen. Diese Investoren nutzen häufig die gleichen Strategien wie bei ihren Aktieninvestments. Das Ergebnis: Auch Bitcoin wird wie eine Aktie gehandelt.
Besonders auffällig ist, dass sich Kapitalflüsse in Krypto-ETFs zunehmend an makroökonomischen Ereignissen orientieren. Natürlich spielen auch andere Faktoren eine Rolle, doch ETFs scheinen eine zentrale Ursache für die stärkere Verbindung zwischen Bitcoin und dem Aktienmarkt zu sein. Sollte sich dieser Trend fortsetzen und weitere Krypto-ETFs auf den Markt kommen, könnte Bitcoins Status als Diversifikationsinstrument endgültig ins Wanken geraten.
Ein weiterer Aspekt, den es zu beachten gilt: Die klassische Vier-Jahres-Zyklus-Dynamik des Kryptomarktes könnte durch die wachsende Korrelation mit Aktien durcheinandergeraten. Der nächste große Bitcoin-Bullenmarkt wird traditionell im Jahr 2025 erwartet, doch wenn sich BTC weiterhin stark am Aktienmarkt orientiert, könnte sich diese Entwicklung verzögern oder sogar ganz anders verlaufen als in der Vergangenheit.
Interessant ist, dass andere Anlageklassen in dieser Zeitspanne entgegengesetzte Reaktionen gezeigt haben: Während Bitcoin fiel, konnten Gold und der US-Dollar-Index (DXY) ihre Rolle als „sichere Häfen“ bestätigen.
Die zunehmende Korrelation mit dem Aktienmarkt könnte Bitcoins ursprüngliche Rolle als krisensicheres Asset grundlegend verändern. Der Einstieg institutioneller Investoren und der Boom der Bitcoin-ETFs haben BTC ein Stück weit zu einer „Aktie 2.0“ gemacht – mit all ihren Vor- und Nachteilen.
Für Anleger bedeutet das: Der Blick auf Bitcoin als Diversifikationsinstrument sollte kritisch überdacht werden. Wer weiterhin auf BTC setzt, muss sich bewusst sein, dass die Unabhängigkeit von traditionellen Märkten immer weiter abnimmt. Alternativen wie Gold könnten in dieser Hinsicht wieder interessanter werden. Ob Bitcoin den Weg zurück zu seiner Rolle als „digitales Gold“ findet, bleibt abzuwarten. Aber eines steht fest: Die Dynamik des Marktes hat sich verändert – und Anleger sollten sich darauf einstellen.