BiT Global, das Krypto-Unternehmen von Tron-Gründer Justin Sun, hat eine milliardenschwere Klage gegen Coinbase eingereicht. Der Vorwurf: Die US-Börse soll den Wrapped Bitcoin (WBTC)-Token absichtlich entfernt haben, um ihren eigenen Token cbBTC zu promoten. Die Forderung: 1 Milliarde US-Dollar Schadensersatz.
Wrapped Bitcoin (WBTC) ist ein ERC-20-Token, der 2018 auf der Ethereum-Blockchain eingeführt wurde. Er ist durch Bitcoin im Verhältnis 1:1 gedeckt und ermöglicht es Nutzern, Bitcoin-Liquidität auf Ethereum und anderen Blockchains zu nutzen. Lange Zeit war WBTC auch auf Coinbase gelistet – bis vor wenigen Wochen.
Laut der Klageschrift begründete Coinbase das Delisting mit „überarbeiteten Listungsstandards“. BiT Global kauft das der Börse jedoch nicht ab und spricht von einem „strategischen Schachzug“, um WBTC Marktanteile zu nehmen. In der Klage heißt es, Coinbase habe die eigene Marktmacht genutzt, um cbBTC zu pushen – ein klarer Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht, so BiT Global.
Coinbase hatte bereits im November angekündigt, den Handel mit WBTC ab dem 19. Dezember einzustellen. Das kam überraschend, da WBTC seit Jahren auf der Plattform gehandelt wurde. Die Begründung: Eine interne Überprüfung der Listungsstandards.
Doch diese Erklärung scheint fragwürdig, wenn man sich ansieht, welche Coins Coinbase kurz darauf gelistet hat: darunter mehrere Meme-Coins, deren Seriosität umstritten ist. Für BiT Global steht deshalb fest, dass es Coinbase nicht um Standards, sondern um knallhartes Business ging.
Die möglichen finanziellen Verluste durch das Delisting seien erheblich, so BiT Global. Die Entfernung von WBTC habe dem Token großen Schaden zugefügt – sowohl in Bezug auf Liquidität als auch auf Marktwert. Jetzt soll ein Gericht klären, ob Coinbase seine Marktmacht tatsächlich missbraucht hat.
Coinbase steht jedoch nicht nur wegen der Klage unter Druck. Auch in Europa zieht die Börse Konsequenzen: Wegen der neuen „Markets in Crypto-Assets“ (MiCA)-Regulierung wird Coinbase in Europa sechs Stablecoins delisten, darunter Tether (USDT), PAX, PYUSD, GUSD, GYEN und DAI.
Das Unternehmen erklärte, dass nur noch Stablecoins wie EURC und USDC auf der Plattform bleiben, da diese vollständig MiCA-konform seien. Europa fährt also eine härtere Linie – und Coinbase versucht, dem proaktiv zu begegnen.
Die Situation ist für Coinbase alles andere als angenehm. Auf der einen Seite steht eine milliardenschwere Klage, die im schlimmsten Fall enorme finanzielle Auswirkungen haben könnte. Auf der anderen Seite muss sich das Unternehmen auf dem streng regulierten europäischen Markt neu positionieren.
Ob die Klage von BiT Global tatsächlich Erfolg haben wird, ist schwer abzuschätzen. Eines ist jedoch sicher: Der Fall könnte wegweisend sein, wenn es um die Grenzen von Marktmacht und Wettbewerb im Krypto-Sektor geht. Anleger und Unternehmen sollten die weitere Entwicklung genau im Blick behalten.