EUR/USD handelt niedriger bei etwa dem 10-Tage-Tief von 1,0815 in der europäischen Sitzung am Freitag. Das Hauptwährungspaar sieht sich Verkaufsdruck gegenüber, da der US-Dollar (USD) stärker wird, nachdem die Federal Reserve (Fed) erklärt hat, dass Zinssenkungen in der aktuellen Situation nicht auf der Agenda stehen. Der US-Dollar-Index (DXY), der den Wert des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen misst, steigt auf etwa 104,15.
Am Mittwoch hielt die Fed die Zinssätze wie erwartet im Bereich von 4,25%-4,50% zum zweiten Mal in Folge stabil. Fed-Chef Jerome Powell sagte in der Pressekonferenz, dass die Zentralbank nicht in Eile sei, zu "Zinssenkungen" überzugehen. Seine Kommentare, die eine restriktive geldpolitische Haltung unterstützen, resultieren aus der "ungewöhnlich hohen" Unsicherheit über die wirtschaftliche Perspektive der Vereinigten Staaten (US).
Powell kommentierte, dass die Umsetzung neuer Politiken durch US-Präsident Donald Trump zu einer wirtschaftlichen Verlangsamung und einem Wiederaufleben des Inflationsdrucks in naher Zukunft führen könnte.
In der Zwischenzeit suchen die Anleger nach bedeutenden Updates zu Trumps Plan, am 2. April reziproke Zölle zu erheben. Die Marktteilnehmer erwarten, dass die Zölle das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen und den Preisdruck weltweit erhöhen könnten. Global werden die Hersteller gezwungen sein, ihre Produktionskapazitäten nicht voll auszuschöpfen, was zu einer neuen Eskalation der kostenbedingten Inflation führen könnte.
Auf der wirtschaftlichen Seite werden die Anleger den vorläufigen US S&P Global Einkaufsmanagerindex (PMI) für März im Auge behalten, der am Montag veröffentlicht wird.
EUR/USD fällt auf etwa 1.0815, nachdem es nicht gelungen ist, das Schlüsselniveau von 1.0900 zu halten. Dennoch bleibt der langfristige Ausblick für das Hauptwährungspaar bullish, da es über dem 200-Tage-Exponential Moving Average (EMA) notiert, der bei etwa 1.0664 liegt.
Das Paar stärkte sich nach einem entscheidenden Ausbruch über das Hoch vom 6. Dezember von 1.0630 am 5. März.
Der 14-Tage Relative Strength Index (RSI) kühlt sich ab, nachdem er überkauft bei etwa 75.00 war, was darauf hindeutet, dass das bullische Momentum nachgelassen hat, aber die Aufwärtsneigung intakt bleibt.
Nach unten wird das Hoch vom 6. Dezember von 1.0630 als wichtige Unterstützungszone für das Paar fungieren. Umgekehrt wird das psychologische Niveau von 1.1000 die Schlüsselbarriere für die Euro-Bullen darstellen.
Der Euro ist die Währung der 19 Länder der Europäischen Union, die zur Eurozone gehören. Nach dem US-Dollar ist er die am zweithäufigsten gehandelte Währung der Welt. Im Jahr 2022 machte er 31 % aller Devisentransaktionen aus, mit einem durchschnittlichen Tagesumsatz von über 2,2 Billionen US-Dollar pro Tag. Der EUR/USD ist das am meisten gehandelte Währungspaar der Welt und macht schätzungsweise 30 % aller Transaktionen aus. Es folgen der EUR/JPY mit 4 %, der EUR/GBP mit 3 % und der EUR/AUD mit 2 %.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt, Deutschland, ist die Zentralbank der Eurozone. Sie legt die Zinssätze fest und steuert die Geldpolitik. Das Hauptziel der EZB ist die Preisstabilität, was entweder die Kontrolle der Inflation oder die Förderung des Wachstums bedeutet. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anhebung oder Senkung der Zinssätze. Relativ hohe Zinssätze oder die Erwartung höherer Zinssätze stärken in der Regel den Euro und umgekehrt. Der EZB-Rat trifft geldpolitische Entscheidungen in acht Sitzungen pro Jahr. Diese werden von den Leitern der nationalen Zentralbanken der Eurozone und sechs ständigen Mitgliedern, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde, getroffen.
Die Inflation in der Eurozone, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), ist ein entscheidender Faktor für den Euro. Übertrifft die Inflation die Erwartungen und das Ziel von 2 % der Europäischen Zentralbank (EZB), wird die EZB wahrscheinlich die Zinsen anheben müssen, um die Preisstabilität zu sichern. Höhere Zinsen im Vergleich zu anderen Währungsräumen machen den Euro attraktiver für globale Investoren und stärken somit die Währung.
Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten beeinflussen die Gesundheit der Wirtschaft und somit den Euro. Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI), Beschäftigungszahlen und Konsumentenstimmung geben Hinweise auf die Entwicklung der gemeinsamen Währung. Eine starke Wirtschaft stützt den Euro, da sie ausländische Investitionen anzieht und möglicherweise die Europäische Zentralbank (EZB) zu Zinserhöhungen bewegt. Schwache Daten hingegen lassen den Euro oft fallen. Besonders relevant sind hierbei die Daten der vier größten Volkswirtschaften des Euroraums – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien –, die rund 75 % der Eurozonen-Wirtschaft ausmachen.
Ein entscheidender Faktor für den Euro ist die Handelsbilanz, die den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe eines Landes über einen bestimmten Zeitraum misst. Wenn ein Land gefragte Exportgüter herstellt, erhöht sich die Nachfrage nach seiner Währung, da ausländische Käufer diese Waren erwerben wollen. Eine positive Handelsbilanz stärkt somit den Euro, während ein Handelsdefizit die Währung unter Druck setzen kann.