EUR/USD zeigt Stärke um 1,0800 in der europäischen Sitzung am Donnerstag vor der geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die um 13:15 GMT bekannt gegeben wird.
Es wird allgemein erwartet, dass die EZB ihren Zinssatz für die Einlagefazilität zum fünften Mal in Folge um 25 Basispunkte (bps) auf 2,5% senkt. Auch der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte wird voraussichtlich um 25 bps auf 2,65% gesenkt. Daher werden die Anleger die geldpolitische Erklärung und die Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach der Zinsentscheidung genau beobachten, um neue Hinweise zur Geldpolitik und den Inflationsaussichten zu erhalten.
In letzter Zeit haben Händler ihre Wetten auf eine Zinssenkung der EZB bis zum Sommer reduziert, da Deutschlands voraussichtlicher nächster Kanzler, Friedrich Merz, und die Sozialdemokratische Partei (SPD) am Dienstag vereinbart haben, einen Infrastrukturfonds in Höhe von 500 Milliarden Euro (EUR) zu schaffen und die Kreditobergrenze zu erhöhen. Die Anleger erwarten, dass solche Reformen die Inflation anheizen und das Wirtschaftswachstum in der deutschen Wirtschaft, dem Motor der Eurozone, ankurbeln könnten.
Die Marktteilnehmer werden sich auf Christine Lagardes Kommentare zu den möglichen Auswirkungen von Zöllen aus den Vereinigten Staaten (US) konzentrieren. Experten glauben, dass Trumps Zölle die wirtschaftlichen Aussichten des gemeinsamen Kontinents belasten könnten, die bereits durch schwache Nachfrage aus dem In- und Ausland beeinträchtigt sind.
Die Anleger sind unsicher über den Grad der Zölle, die US-Präsident Donald Trump auf Produkte aus der Eurozone vorschlagen könnte. Deutschland ist ein wichtiger Exporteur von Autos in die USA. Die USA erheben eine Abgabe von 2,5% auf den Import deutscher Autos, während die Eurozone 10% Zoll erhebt. Bisher hat Trump angedroht, 25% Zölle auf ausländische Automobile zu erheben und bald reziproke Zölle einzuführen. Die Anleger sind gespannt, ob die USA 10% oder 25% Zölle auf deutsche Autos erheben werden.
EUR/USD steigt auf nahe 1,0800 nach einem entscheidenden Ausbruch über das Hoch vom 6. Dezember bei 1,0630 am Mittwoch. Der langfristige Ausblick des Hauptwährungspaares stärkt sich, da es über dem 200-Tage exponentiellen gleitenden Durchschnitt (EMA) handelt, der um 1,0640 notiert.
Der 14-Tage Relative Strength Index (RSI) springt über 60,00, was auf ein starkes bullishes Momentum hinweist.
Nach unten wird das Hoch vom 27. Januar bei 1,0533 als wichtige Unterstützungszone für das Paar fungieren. Umgekehrt wird das Hoch vom 6. November bei 1,0937 die zentrale Barriere für die Euro-Bullen darstellen.
Der Euro ist die Währung der 19 Länder der Europäischen Union, die zur Eurozone gehören. Nach dem US-Dollar ist er die am zweithäufigsten gehandelte Währung der Welt. Im Jahr 2022 machte er 31 % aller Devisentransaktionen aus, mit einem durchschnittlichen Tagesumsatz von über 2,2 Billionen US-Dollar pro Tag. Der EUR/USD ist das am meisten gehandelte Währungspaar der Welt und macht schätzungsweise 30 % aller Transaktionen aus. Es folgen der EUR/JPY mit 4 %, der EUR/GBP mit 3 % und der EUR/AUD mit 2 %.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt, Deutschland, ist die Zentralbank der Eurozone. Sie legt die Zinssätze fest und steuert die Geldpolitik. Das Hauptziel der EZB ist die Preisstabilität, was entweder die Kontrolle der Inflation oder die Förderung des Wachstums bedeutet. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anhebung oder Senkung der Zinssätze. Relativ hohe Zinssätze oder die Erwartung höherer Zinssätze stärken in der Regel den Euro und umgekehrt. Der EZB-Rat trifft geldpolitische Entscheidungen in acht Sitzungen pro Jahr. Diese werden von den Leitern der nationalen Zentralbanken der Eurozone und sechs ständigen Mitgliedern, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde, getroffen.
Die Inflation in der Eurozone, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), ist ein entscheidender Faktor für den Euro. Übertrifft die Inflation die Erwartungen und das Ziel von 2 % der Europäischen Zentralbank (EZB), wird die EZB wahrscheinlich die Zinsen anheben müssen, um die Preisstabilität zu sichern. Höhere Zinsen im Vergleich zu anderen Währungsräumen machen den Euro attraktiver für globale Investoren und stärken somit die Währung.
Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten beeinflussen die Gesundheit der Wirtschaft und somit den Euro. Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI), Beschäftigungszahlen und Konsumentenstimmung geben Hinweise auf die Entwicklung der gemeinsamen Währung. Eine starke Wirtschaft stützt den Euro, da sie ausländische Investitionen anzieht und möglicherweise die Europäische Zentralbank (EZB) zu Zinserhöhungen bewegt. Schwache Daten hingegen lassen den Euro oft fallen. Besonders relevant sind hierbei die Daten der vier größten Volkswirtschaften des Euroraums – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien –, die rund 75 % der Eurozonen-Wirtschaft ausmachen.
Ein entscheidender Faktor für den Euro ist die Handelsbilanz, die den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe eines Landes über einen bestimmten Zeitraum misst. Wenn ein Land gefragte Exportgüter herstellt, erhöht sich die Nachfrage nach seiner Währung, da ausländische Käufer diese Waren erwerben wollen. Eine positive Handelsbilanz stärkt somit den Euro, während ein Handelsdefizit die Währung unter Druck setzen kann.