Können Trumps Zollpause und sinkende Inflation Bitcoin stabil halten? – Experten geben Einschätzungen

Mike Marshall von Amberdata ist der Ansicht, dass weder die rückläufigen Verbraucherpreisdaten (CPI) noch die Aussetzung der Zölle ausreichen, um den langfristig bärischen Trend am Kryptomarkt umzukehren.
Mike Cahill von Douro und Joe Burnett von Unchained vertreten hingegen die Meinung, dass ein Zusammenbruch des Anleihemarktes in Kombination mit niedriger Inflation das langfristige Sentiment für Bitcoin stützen könnte.
Trotz schwächer als erwarteter CPI-Daten und der 90-tägigen Zollpause durch Präsident Trump verlor Bitcoin am Donnerstag rund 3 % an Wert.
Bitcoin (BTC) fiel am Donnerstag unter die Marke von 80.000 US-Dollar – trotz der besser als erwarteten US-Inflationsdaten und der angekündigten 90-tägigen Aussetzung wechselseitiger Zölle für 75 Länder durch Donald Trump. Mehrere Experten diskutierten die möglichen Auswirkungen dieser Entwicklungen auf den Kryptomarkt.
Bitcoin bleibt trotz Zollpause und niedriger Inflation unter Druck
Bitcoin verlor am Donnerstag rund 3 % und rutschte unter die Marke von 80.000 US-Dollar, während der Gesamtmarkt für Kryptowährungen um über 5 % nachgab. Der Rückgang erfolgte zeitgleich mit der Veröffentlichung der US-Verbraucherpreisdaten (CPI) für März, die mit 2,4 % unter den Erwartungen lagen (Februar: 2,8 %), sowie der 90-tägigen Aussetzung wechselseitiger Zölle durch Ex-Präsident Donald Trump für 75 Länder.
Mike Marshall, Head of Research bei Amberdata, erklärte gegenüber FXStreet, dass der aktuelle CPI-Bericht möglicherweise ein verzerrtes Bild der wirtschaftlichen Gesamtlage vermittelt. Seiner Einschätzung nach unterschätzt der Bericht die künftige Inflation, „da Lagerbestände die Auswirkungen der Zölle zunächst verzögern“.
Marshall betonte, dass das derzeitige makroökonomische Umfeld für digitale Vermögenswerte nach wie vor negativ sei. Die verzögert wirkende Inflation, anhaltende Handelskonflikte und zunehmende Rezessionssignale könnten das Anlegervertrauen langfristig belasten.
„Trotz der kurzfristigen Beruhigung bleibt das makroökonomische Umfeld für Kryptoanlagen auf längere Sicht bärisch“, so Marshall in einer Notiz an FXStreet.
Auch Analysten der Kryptobörse Bitfinex erklärten in einer Mitteilung am Donnerstag, dass die Zollpause nach einem turbulenten ersten Quartal zwar kurzfristig zur Marktberuhigung beigetragen habe, jedoch keine nachhaltige Lösung darstelle. Die Bedingungen könnten kurzfristig Unterstützung für Kryptoanlagen liefern, aber es brauche stärkere Impulse, um größere Kapitalzuflüsse in Richtung Bitcoin auszulösen.
„Bitcoin könnte zwar von einem leichten Rückgang des makroökonomischen Drucks profitieren“, so die Bitfinex-Analysten weiter, „doch der Markt dürfte auf konkretere Signale warten – etwa eine Kursänderung der US-Notenbank oder eine Verbesserung der Liquiditätslage –, bevor er sich wieder entschieden Kryptoanlagen zuwendet.“
Laut Daten von Glassnode sind die Kapitalzuflüsse in Bitcoin seit Jahresbeginn um mehr als 90 % zurückgegangen – von einem Höchstwert von 100 Milliarden US-Dollar auf aktuell rund 6 Milliarden US-Dollar.
Globale Unsicherheit könnte Anleger in Richtung Bitcoin treiben
Mike Cahill, CEO von Douro Labs, vertritt hingegen die Auffassung, dass aktuelle makroökonomische Entwicklungen – wie niedrige Inflationszahlen und ein starker Rückgang am Anleihemarkt – zeigen, dass das traditionelle Finanzsystem ernsthaft unter Druck steht. Diese Erschöpfung könnte seiner Meinung nach die Grundlage für eine großangelegte Kapitalumschichtung von den Anleihemärkten hin zu Kryptowährungen bilden, da Investoren zunehmend das Vertrauen in klassische Anlageformen als sicheren Hafen verlieren.
„Langfristig stärkt dieses Umfeld den Fall für Krypto-Infrastrukturen: rund um die Uhr verfügbare Netzwerke, programmierbare Treasury-Systeme und geldpolitische Strukturen, die nicht länger politischer Willkür unterliegen“, so Cahill gegenüber FXStreet.
Auch Joe Burnett, Director of Marketing Research bei Unchained, äußerte sich ähnlich und wies darauf hin, dass makroökonomische Faktoren zunehmend strukturelle Schwächen in den Märkten offenbaren. Dies könnte langfristig zu einem Vertrauensverlust in Fiat-Währungen führen – zum Vorteil von Bitcoin.
„In einer Ära fiskalischer Dominanz und wachsender geopolitischer Spannungen profitieren harte Assets wie Bitcoin, da Anleger nach Stabilität jenseits des klassischen Finanzsystems suchen“, erklärte Burnett gegenüber FXStreet.
Scott Buchanan, COO von Bitcoin Depot, vertritt dieselbe Auffassung. Er erklärte, dass die Kombination aus nachlassender Inflation, Zollpause und fallenden Anleihemärkten Bitcoin zunehmend wie eine langfristige Absicherung und weniger wie eine spekulative Wette erscheinen lässt.
„Niedrigere Inflation nimmt etwas Druck vom Markt“, so Buchanan, „aber das größere Thema ist das wachsende Misstrauen gegenüber dem traditionellen System. Sowohl institutionelle Anleger als auch private Verbraucher suchen nach einer stabileren Alternative – und Bitcoin übernimmt zunehmend genau diese Rolle.
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