Yen-Carry-Trade: Ein Abgesang oder noch nicht am Ende?

Investing.com
Aktualisiert um
Mitrade Team
coverImg
Quelle: DepositPhotos

Investing.com - Der japanische Yen (JPY) steht erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit an den Finanzmärkten. Während Währungen großer Volkswirtschaften in der Regel eher stabil verlaufen, sorgt der Yen derzeit für erhebliche Turbulenzen. Der Grund hierfür ist die Auflösung des sogenannten Carry-Trades, einer Anlagestrategie, die von vielen Investoren genutzt wird. Experten von Goldman Sachs (NYSE:GS) sind der Ansicht, dass dieser Prozess, trotz bereits beobachteter signifikanter Bewegungen, noch nicht abgeschlossen ist. Doch was bedeutet das genau, und welche Risiken könnten noch auf die Märkte zukommen?


Beim Carry Trade handelt es sich um eine Anlagestrategie, bei der Investoren Kapital in einer Währung mit niedrigen Zinsen, wie dem Yen, aufnehmen und in Vermögenswerte einer anderen Währung mit höheren Zinsen investieren. So kann man z.B. durch den Kauf von US-Staatsanleihen mit in Japan aufgenommenen Schulden unglaubliche Gewinne erzielen, solange der Wechselkurs zwischen Yen und Dollar relativ stabil bleibt. Wertet aber der Yen stark auf und der Dollar ab, verlieren diese Carry Trader in kürzester Zeit enorm viel Geld.


Goldman Sachs: Auflösung des Yen-Carry-Trades noch nicht abgeschlossen


Der deutliche Rückgang des USD/JPY Anfang August hat den Fokus auf die Auflösung des Yen-Carry-Trades gelenkt. Während einige Indikatoren darauf hindeuten, dass der Großteil dieser Geschäfte bereits abgewickelt wurde, warnen die Strategen von Goldman Sachs davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. In einer Notiz vom Freitag betonten sie, dass „die begrenzten verfügbaren Daten eine Vorhersage schwierig machen“. Zwar deuten aktuelle Daten der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) darauf hin, dass die Netto-Short-Positionen nicht-kommerzieller Investoren von fast 15 Milliarden Dollar auf nur noch 1 Milliarde Dollar zurückgegangen sind, doch erfasst dies nicht das gesamte Bild.


„Dies allein würde darauf hindeuten, dass etwa 90 % der Carry Trades abgewickelt sind“, so die Eexperten. Allerdings glauben sie, dass die tatsächliche Zahl wahrscheinlich niedriger ist, „da angesichts der beträchtlichen Bestände in ‚klebrigeren‘ Teilen des Anlegerbereichs und der außerhalb der Futures-Märkte eingegangenen Positionen mehr Spielraum bleibt.“


Risiken durch große japanische Auslandsinvestitionen


Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die umfangreichen ausländischen Aktienbestände japanischer institutioneller Investoren. Seit Beginn der expansiven Geldpolitik der Bank of Japan sei das Volumen dieser Bestände von 135 Billionen Yen auf rund 300 Billionen Yen im ersten Quartal 2024 gestiegen, schreibt Goldman Sachs. Sollte der Yen weiter aufwerten, könnten diese Investoren gezwungen sein, ihre Positionen aufzulösen, was zu erheblichen Marktverwerfungen führen könnte.


Goldman Sachs betont, dass selbst wenn nur die Hälfte dieser Investitionen Währungsschwankungen ausgesetzt ist, ein erhebliches Risiko besteht. Eine rasche Aufwertung des Yen könnte zu Verlusten in Höhe von rund 1 Billion Dollar führen, was „weitere Repatriierungsströme auslösen und sowohl den Ausverkauf von Aktien als auch die rasche Aufwertung des Yen verstärken könnte“.


Zweifel an rascher Yen-Aufwertung


Trotz dieser Risiken bleibt Goldman Sachs skeptisch gegenüber einem weiteren schnellen und signifikanten Anstieg des Yen. Sie argumentieren, dass die damit verbundenen Kapitalabflüsse „im Durchschnitt langsamer verlaufen“ dürften als die Bewegungen, die bislang auf den spekulativen Märkten zu beobachten waren. Zudem glauben sie nicht, dass der Yen in großem Umfang zur Finanzierung von Long-Positionen in anderen Märkten, insbesondere bei US-Tech-Aktien, verwendet wurde. Stattdessen sehen sie die jüngste Korrelation zwischen dem Rückgang des USD/JPY und den Einbrüchen im Nasdaq eher als Ergebnis eines „perfekten Sturms“ von Faktoren, die den Yen gestützt haben.


Dennoch bleibt das Risiko bestehen: Sollte es in Japan zu einer drastischen Verschärfung der finanziellen Bedingungen kommen, könnte dies den heimischen Inflationspfad stören und die Zinserhöhungspläne der Bank of Japan beeinträchtigen. Dies ist einer der Hauptgründe, warum Goldman Sachs „eine rasche und erhebliche Aufwertung des Yen für unwahrscheinlich hält“, es sei denn, es käme zu einem erheblichen Rezessionsrisiko in den USA.


Der oben präsentierte Inhalt, ob von einer Drittpartei oder nicht, wird lediglich als allgemeiner Rat betrachtet. Dieser Artikel sollte nicht als enthaltend Anlageberatung, Investitionsempfehlungen, ein Angebot oder eine Aufforderung für jegliche Transaktionen in Finanzinstrumenten ausgelegt werden.

goTop
quote
Finden Sie diesen Artikel nützlich?
Verwandte Artikel
placeholder
Deutschland bestätigt Dezember-Inflationsdaten: CPI steigt auf 2,6%Die Inflationsrate in Deutschland steigt im Dezember auf 2,6% und übertrifft die Markterwartungen.
Autor  Mitrade Team
Gestern 09: 07
Die Inflationsrate in Deutschland steigt im Dezember auf 2,6% und übertrifft die Markterwartungen.
placeholder
Marktausblick: USA veröffentlichen wichtige Wirtschaftsdaten – Steht ein weiterer Anstieg des US-Dollars bevor?Wichtige Finanzereignisse des heutigen Tages
Autor  Mitrade Team
Gestern 05: 50
Wichtige Finanzereignisse des heutigen Tages
placeholder
Wöchentlicher Marktausblick: CES 2025 startet und wie die US-Arbeitsmarktdaten für Dezember den Zinssenkungsprozess beeinflussen werdenInsights - Diese Woche liegt der Fokus auf wichtigen Ereignissen, darunter die US-Arbeitsmarktdaten für Dezember mit den Veränderungen der Nichtlandwirtschaftlichen Beschäftigung und der Arbeitslosenquote, das Protokoll der FOMC-Sitzung im Dezember sowie die CES 2025 (Consumer Electronics Show), die vom 7. bis 10. Januar in Las Vegas, USA, stattfindet. Die großen Tech-Unternehmen wie Nvidia, AMD und Samsung werden ihre neuesten Produkte vorstellen.
Autor  Mitrade Team
Mo. 06.Jan
Insights - Diese Woche liegt der Fokus auf wichtigen Ereignissen, darunter die US-Arbeitsmarktdaten für Dezember mit den Veränderungen der Nichtlandwirtschaftlichen Beschäftigung und der Arbeitslosenquote, das Protokoll der FOMC-Sitzung im Dezember sowie die CES 2025 (Consumer Electronics Show), die vom 7. bis 10. Januar in Las Vegas, USA, stattfindet. Die großen Tech-Unternehmen wie Nvidia, AMD und Samsung werden ihre neuesten Produkte vorstellen.
placeholder
US-Arbeitsmarkt zeigt starke Leistung, Euro-Dollar-Kurs fällt stark und nähert sich ParitätInsights - Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich in letzter Zeit robust, da die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten gesenkt wurde.
Autor  Mitrade Team
Fr. 03.Jan
Insights - Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich in letzter Zeit robust, da die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten gesenkt wurde.
placeholder
USD/CAD steigt über 1,4400 - Dominanz des US-Dollars aufgrund der vorsichtigen Politik der FedDie USD/CAD-Paarung steigt im europäischen Handel am Donnerstag auf fast 1,4420. Die Loonie-Paarung gewinnt, da der US-Dollar (USD) seine europäischen und nordamerikanischen Konkurrenten dominiert, da erwartet wird, dass das Tempo der Zinssenkungen durch die Federal Reserve (Fed) in diesem Jahr moderater ausfallen wird als im Jahr 2024.
Autor  FXStreet
Fr. 03.Jan
Die USD/CAD-Paarung steigt im europäischen Handel am Donnerstag auf fast 1,4420. Die Loonie-Paarung gewinnt, da der US-Dollar (USD) seine europäischen und nordamerikanischen Konkurrenten dominiert, da erwartet wird, dass das Tempo der Zinssenkungen durch die Federal Reserve (Fed) in diesem Jahr moderater ausfallen wird als im Jahr 2024.