Warum die US-Notenbank den S&P 500 um 3 % fallen ließ

Mitrade Team
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Insights - In den vergangenen 18 Monaten waren die Zinssätze ein zentrales Thema an den globalen Aktienmärkten, und das wird sich so schnell nicht ändern. Wie gewohnt steht die Diskussion im Mittelpunkt der US-Notenbank – der größten Zentralbank der Welt – und ihres Leitzinses, des Fed Funds Rate.


Am Mittwoch, den 18. Dezember, schloss die Fed ihre jüngste zweitägige Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) ab. Wie erwartet, senkte die Zentralbank den Fed Funds Rate um 25 Basispunkte (bps) bzw. 0,25 % auf eine Spanne von 4,25 % bis 4,50 %.


Die Entscheidung war fast einstimmig: 11 der 12 Mitglieder des FOMC stimmten für die Senkung, nur eines dagegen.


Trotz der Zinssenkung schloss der S&P 500 Index den Tag mit einem Minus von 3 %, nachdem Fed-Vorsitzender Jerome Powell seine Pressekonferenz abgehalten hatte. Der Grund für die starke Reaktion der Aktienmärkte liegt in Powells Aussagen über die zukünftige Entwicklung der Zinssätze.


Fed schlägt einen restriktiveren Ton an


Wie erfahrene Investoren wissen, blicken Aktienmärkte in die Zukunft, und die Zinssenkung am Donnerstag war von den Anlegern bereits eingepreist (d. h. sie wurde erwartet). Märkte reagieren in der Regel auf das Unerwartete, und genau das lieferte Fed-Chef Jerome Powell in seiner Pressekonferenz.


Die Märkte hatten mit der Möglichkeit eines „restriktiveren“ Tons seitens der Fed gerechnet, und genau das trat ein. Fed-Vorsitzender Powell erklärte, dass die Zentralbank ihren Leitzins vom Höchststand um einen vollen Prozentpunkt gesenkt habe und dass „unsere geldpolitische Haltung jetzt deutlich weniger restriktiv ist“.


Allerdings fügte er hinzu: „Wir können daher vorsichtiger sein, wenn wir weitere Anpassungen unseres Leitzinses in Betracht ziehen.“ Zwar räumte er ein, dass die Fed „auf dem Weg ist, die Zinsen weiter zu senken“, stellte jedoch klar, dass die Zentralbank vor weiteren Maßnahmen mehr Fortschritte bei der Inflation sehen müsse.


Inflation und Zölle unter Trump 2.0


Das Problem liegt darin, dass die Inflation länger als erwartet braucht, um auf das 2%-Ziel der Fed zurückzukehren. Der neueste Personal Consumption Expenditure (PCE)-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, stieg im November im Jahresvergleich um 2,3 %.


Der Kern-PCE-Preisindex, der volatilere Komponenten wie Lebensmittel und Energie ausschließt, legte jedoch um 2,8 % im Jahresvergleich zu und zeigt, dass die Inflation noch nicht so nahe am Ziel der Fed ist, wie sie sein sollte. Dies wird zusätzlich durch potenzielle Handelszölle der neuen Trump-Regierung erschwert.


Der Fed-Vorsitzende wurde nach möglichen Zöllen der kommenden Regierung gefragt und antwortete, dass die Entscheidungsträger noch nicht viel über die tatsächlich geplanten Maßnahmen wissen. Daher räumte er ein, dass es „sehr früh ist, um irgendeine Art von Schlussfolgerung zu ziehen“.


Das ist zwar korrekt, deutet aber auch darauf hin, dass die Fed Vorsicht walten lässt und dazu neigt, die Zinssätze stabil zu halten, bis die Politik von „Trump 2.0“ klarer wird – insbesondere hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Inflation.


Fed-Dot-Plot deutet auf weniger Zinssenkungen im Jahr 2025 hin


Genau das hat die Fed den Investoren vermittelt: Der neueste „Dot-Plot“ der Zentralbank, der quartalsweise veröffentlicht wird, zeigt weniger Zinssenkungen für 2025 als erwartet. Die Inflation bleibt höher, als die Mitglieder des FOMC es sehen möchten, und die Beschäftigung bleibt trotz leichter Abschwächung gegenüber Anfang des Jahres weiterhin stark.


Alle Daten, zusammen mit der Unsicherheit über Regierungspolitiken, deuten darauf hin, dass die Fed künftig wesentlich konservativer vorgehen wird.


Umso überraschender war es für den Markt, dass der aktuelle Dot-Plot zeigte, dass die mittlere Fed-Funds-Rate-Prognose des FOMC für Ende 2025 nun bei 3,75 % liegt. Das ist ein Anstieg gegenüber der Prognose von 3,38 % im September und impliziert nur zwei Zinssenkungen im nächsten Jahr.


Deutlich weniger, als der Markt erhofft hatte: Die aktualisierten Dot-Plot-Prognosen beschleunigten auch den Ausverkauf im S&P 500 Index nach der Pressekonferenz von Fed-Chef Powell.


Wo liegt der neutrale Leitzins?


Langfristig wurde die Frage aufgeworfen, wo der sogenannte „neutrale“ Leitzins liegt. Dieser Zins wird als Gleichgewichtspunkt betrachtet, bei dem die Geldpolitik weder Wachstum fördert noch hemmt und somit eine Balance zwischen beiden Zuständen darstellt.


Obwohl dieser Wert hypothetisch ist, deutet vieles darauf hin, dass der neutrale Leitzins „post-pandemisch“ höher liegt, da die Welt in eine neue strukturelle Phase der De-Globalisierung und anhaltend höheren Preise eintritt. Vertreter der Fed haben ihre Prognose für den langfristigen Fed-Funds-Rate leicht auf 3 % angehoben, im Vergleich zu früheren 2,9 %.


Das ist deutlich höher als das, was Investoren aus den Jahren zwischen der globalen Finanzkrise (2009) und der Pandemie gewohnt waren. Für Anleger, die von den jüngsten Allzeithochs des S&P 500 Index und von Technologieaktien profitiert haben, könnte dies darauf hindeuten, dass 2025 in Bezug auf Zinsen und Fed-Politik nicht alles reibungslos verlaufen wird.

Dieser Text spiegelt lediglich die persönliche Meinung des Autors wider. Leser sollten diesen Artikel nicht als Grundlage für Investitionen betrachten. Bevor Sie eine Investitionsentscheidung treffen, sollten Sie den Rat eines unabhängigen Finanzberaters einholen, um sicherzustellen, dass Sie die Risiken verstehen. Differenzkontrakte (CFDs) sind Hebelprodukte, die zum Totalverlust Ihres Kapitals führen können. Diese Produkte sind nicht für jeden geeignet, investieren Sie daher vorsichtig. Für weitere Details informieren Sie sich bitte.

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